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Widerstand/Resistance
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Widerstand ist nichts grundsätzlich Gutes. Er ist immer nur etwas Anderes, in gewisser Weise ist er der architektonischen Tätigkeit eingeschrieben. Wer etwas gestaltet, steht immer schon im Widerspruch zum Gegebenen, so sehr sie auch auf es Bezug nimmt und sowenig wie dieser Realität eine Wertung eingeschrieben ist, sowenig trifft dies auf den Widerstand zu. Er erscheint uns also als Möglichkeitsbedingung für etwas Anderes, etwas das sich der Realität, ihren Erwartungen und Konventionen entgegenstellt, sich ihnen entzieht oder sie übertreibt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dies überhaupt möglich ist oder ob die Krise in der wir gefangen sind jegliche Positionierung absorbiert. Ob Widerstand überhaupt wirksam und sichtbar werden kann, ist entscheidend in einer Situation in der alles immer schon fast vereinnahmt und verkehrt ist. Wie Architektur kommt Widerstand auf verschiedenen Ebenen in verschiedenen Zusammenhängen vor. Zwischen Sozialarbeit und Formalismus, Größenwahn und Bescheidenheit, Partizipation und Autonomie, Inzest und Vergessen geht alles auf in einem leeren Spektakel der Diskurse, dem wir uns nicht entziehen können – HORIZONTE versucht in der zehnten Ausgabe unbekannte und unerwartete Verbindungen zu schaffen.
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Resistance is not something generally good. It is always just something different and to some extent, alive in architectonic activity. Some- one who creates is always at odds to actuality. It refers to reality so much and just as little, as it is subject to evaluation, which can also be applied to resistance. Therefore it appears to us as the condition of possibility for something different, something which opposes reality, its expectation, and convention, avoids it or carries it too far. Yet the question is, if that is possible at all, or if the crisis in which we are trapped, absorbs any ways of positioning. If resistance can generally be effective and visible is decided in a situation where everything is almost taken over and inverted. Just like architecture, resistance appears on different levels in various contexts. Between social work and formalism, delusions of grandeur and modesty, participation and autonomy, incest and oblivion, everything is dissolved in an empty spectacle of discourse from which we cannot escape – in its 10 th edition, HORIZONTE attempts to make a connection between the unknown and the unexpected.
Authors & Artists:
Faschingeder, Kristian; Grace, Charlotte; Hensgen, Paul; Keller, Eliyahu; Lambert, Léopold; Ngo Phiffer, Damiani; Tattara, Martino; Wai Think Tank; Warda, Johannes
Widerstand ist nichts grundsätzlich Gutes. Er ist immer nur etwas Anderes, in gewisser Weise ist er der architektonischen Tätigkeit eingeschrieben. Wer etwas gestaltet, steht immer schon im Widerspruch zum Gegebenen, so sehr sie auch auf es Bezug nimmt und sowenig wie dieser Realität eine Wertung eingeschrieben ist, sowenig trifft dies auf den Widerstand zu. Er erscheint uns also als Möglichkeitsbedingung für etwas Anderes, etwas das sich der Realität, ihren Erwartungen und Konventionen entgegenstellt, sich ihnen entzieht oder sie übertreibt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dies überhaupt möglich ist oder ob die Krise in der wir gefangen sind jegliche Positionierung absorbiert. Ob Widerstand überhaupt wirksam und sichtbar werden kann, ist entscheidend in einer Situation in der alles immer schon fast vereinnahmt und verkehrt ist. Wie Architektur kommt Widerstand auf verschiedenen Ebenen in verschiedenen Zusammenhängen vor. Zwischen Sozialarbeit und Formalismus, Größenwahn und Bescheidenheit, Partizipation und Autonomie, Inzest und Vergessen geht alles auf in einem leeren Spektakel der Diskurse, dem wir uns nicht entziehen können – HORIZONTE versucht in der zehnten Ausgabe unbekannte und unerwartete Verbindungen zu schaffen.
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Resistance is not something generally good. It is always just something different and to some extent, alive in architectonic activity. Some- one who creates is always at odds to actuality. It refers to reality so much and just as little, as it is subject to evaluation, which can also be applied to resistance. Therefore it appears to us as the condition of possibility for something different, something which opposes reality, its expectation, and convention, avoids it or carries it too far. Yet the question is, if that is possible at all, or if the crisis in which we are trapped, absorbs any ways of positioning. If resistance can generally be effective and visible is decided in a situation where everything is almost taken over and inverted. Just like architecture, resistance appears on different levels in various contexts. Between social work and formalism, delusions of grandeur and modesty, participation and autonomy, incest and oblivion, everything is dissolved in an empty spectacle of discourse from which we cannot escape – in its 10 th edition, HORIZONTE attempts to make a connection between the unknown and the unexpected.
Authors & Artists:
Faschingeder, Kristian; Grace, Charlotte; Hensgen, Paul; Keller, Eliyahu; Lambert, Léopold; Ngo Phiffer, Damiani; Tattara, Martino; Wai Think Tank; Warda, Johannes